03.08.–09.08.2020

Montag Abends erreichte ich viel später als erwartet das 6000 – Seelen Dorf Hurup Thy, wo mich meine erst kurz vor 21Uhr zukünftige Gastmutter Trudy abholte. 

Für die nächsten 5 Tage würde ich bei Ihrer Familie unterkommen, ganz nach dem Konzept von HelpX. 

Trudy’s Bed and Breakfast war die spontanste Etappe dieser Reise da ich mit ihr erst seit einigen Wochen in Kontakt stand – trotz allem lief es super und ich wurde dauerhaft gut umsorgt! 


Die erste Nacht verbrachte ich bei Trudy zu Hause. Hier in Dänemark ist es normal dass Häuser komplett frei zwischen Waldstücken oder Feldern stehen und deshalb eigene Namen tragen, eben weil sie relativ weit vom Kernort entfernt sind – Trudy’s Haus liegt also in Boddum, welches aber zu Hurup Thy gehört. 

Ich wurde fast schon mütterlich von der Anfang sechzig – jährigen Dame umsorgt und schlief in der ersten Nacht in ihrem Arbeitszimmer auf einer Schlafcouch. 

Am Tag meiner Ankunft passierte nicht mehr viel, ich war sogar zu müde um noch zu duschen und freute mich einfach, meinen Körper mal wieder in die Horizontale ausstrecken zu können... 


Am nächsten Morgen wurde ich langsam mit dem Alltag der Familie beziehungsweise der beiden Gasteltern Trudy und Jan vertraut. Zu Beginn war auch eine der Töchter mit ihrem Mann zu Besuch: die ganze Familie ist sehr international, daher waren alle offen für den temporären deutschen Familienzuwachs, was für mich alles extrem vereinfacht hat :D

Trudy ist aus Kanada, die Töchter leben in Saudi – Arabien und Australien, aufgewachsen sind sie aber in Afrika und Dänemark!

Wir haben uns fast alle untereinander ausschließlich auf Englisch unterhalten, nur mein Gastvater wollte mich besonders beeindrucken und hat sein großen Deutsch – Vokabular an mir getestet :)


Mein Hauptarbeitsplatz war nicht direkt bei Trudy zu Hause, sondern in ihrem Bed & Breakfast, dem Doverodde B&B, etwa 2 Kilometer entfernt. Dort hatte ich von nun an auch mein Zimmer und ging hauptsächlich zum Essen oder Kochen nach Boddum. Glücklicherweise durfte ich während der ganzen Woche ein Fahrrad ausleihen — so war ich mobil und konnte mehrmals täglich zwischen Doverodde, Boddum und der Innenstadt von Hurup pendeln! 


Grundsätzlich war jede Arbeit die ich gemäß den HelpX—Richtlinien für 4—5 Stunden pro verrichtete sehr locker: 

Unkraut jäten, Staubsaugen, Zimmer putzen und für neue Gäste präparieren, Äpfel aufsammeln, ... und: kochen! Das war die Arbeit, die mir bekannterweise am meisten Spaß macht ;) 

Ich habe viel Neues probiert und war sehr glücklich dass die Familie mich als 99%—ige Veganerin akzeptiert hat, und dass obwohl mein Gastvater sogar Jäger ist... 

An einem Tag haben wir ein ‚Indian feast‘ gekocht, eine Art Menü mit vielen verschiedenen Gerichten die aber alle alleine schon unfassbar gut waren; an einem Abend haben wir zusätzlich Leute eingeladen und im selbstgebauten Steinofen Pizza gebacken und einmal Risotto aus selbstgesammelten Pfifferlingen gekocht :) 


An den Nachmittagen hat Trudy mir verschiedene Spots in der Umgebung gezeigt die für die Landschaft und die Kultur dort prägend sind. So sind wir einmal zum Fjord gelaufen um 3500 Jahre alte Grabhügel aus der Bronzezeit zu besteigen, waren an der dänischen Westküste und am Lodbjerg Fyr im Nationalpark Thy wandern und sind durchs Städtchen Hurup Thy geschlendert. Und wenn ich mal nicht mir ihr unterwegs war wurde ich von Trudy’s Tochter eingeladen um sie beim Pilzesammeln und Strategiespiele spielen zu begleiten :) 

Trotz all’ den gemeinsamen Aktionen bekam ich immer den Freiraum den ich gebraucht habe um auch mal alleine Dinge zu machen: ich bin morgens zum Sonnenaufgang aufgestanden um zu fotografieren, bin zum Supermarkt geradelt nur um mir verzweifelt eine Hafermilch für mein Frühstück zu suchen und habe regelmäßig die Kuhherde am Fjord besucht die vielleicht das schönste Leben hat das Kühe in der Landwirtschaft wohl haben können xD

... 

In dieser Woche habe ich gleichzeitig aber auch mal wieder live miterlebt wie schnell sich Dinge im Leben von Menschen ändern oder kaputtgehen können: 

An meinem dritten Tag dort musste der noch sehr junge Hund der Familie eingeschläfert werden, nachdem er unter den Rasenmäher gerannt war...auch dieser Schicksalsschlag wurde dementsprechend mit mir geteilt und habe mich gleichzeitig aber auch um die anderen Menschen, denen das Tier näher stand, kümmern und sie können. 



Alles in allem bin ich überrascht davon wie schnell vor allem Trudy und ihre Tochter es geschafft haben, mich als doch eher skeptische Person gegenüber neuen Dingen so schnell zu öffnen und um mich herum ein Umfeld zu schaffen in dem ich mich ,akzeptiertˋ gefühlt habe  ;) 

Ich bin mir jetzt schon sicher dass ich gezwungenermaßen viel spontaner und offener geworden bin und besser weiss, wie ich auf Dinge (und auch Menschen) reagiere, wenn mal etwas ziemlich schief läuft.