18.08.-05.09.2020

Meine Reise zum nächsten Ziel, nämlich der Stadt Motala, verlief wie bereits fast erwartet nicht so wie geplant.

Nach einem schönen letzten Morgen am Dienstag, den 18. August in der Stadt Kalmar, wollte ich gegen Mittag eine Zugverbindung nehmen, bei der ich einmal hätte umsteigen müssen. 

Leider musste der erste Zug nach einigen Minuten umkehren, sodass ich mal wieder mit einem Ersatzbus, einem grade so noch abgepassten Zug und etwa 1,5 Stunden Verspätung am Bahnhof in Motala ankam. 

Inzwischen war es knapp 20 Uhr und ich war von den ungeplanten Änderungen und der extremen Hitze an diesem Tag sehr erschöpft. 

Glücklicherweise wurde ich schon nach kurzer Zeit von meiner neuen ‚Gastmutter‘, oder wohl eher ‚Gastoma‘, abgeholt. 

Ihr Name ist Karin, sie ist 63 Jahre jung und hat mich von Anfang an sehr herzlich empfangen!

Allerdings war ich an jenem Abend auch etwas überrumpelt von ihr: ihre Mutter kam aus Esslingen (sollte fast jedem Leser dieses Blogs ein Begriff sein), sie hat bereits in verschiedene Orten im Rems–Murr Kreis gewohnt und spricht daher perfekt Deutsch – und das auch sehr viel! 


Es dauerte eine Weile bis ich am ersten Abend meine Ruhe hatte da ich noch auf dem Heimweg eine exklusive Stadtrundfahrt bekommen habe, aber dann kam ich endlich an meinem nächsten Ziel an, an dem ich nun zweieinhalb Wochen bleiben werde. 

Karin besitzt eine Baumschule, ‚perenner på bakgarden‘, sowie ein B&B am Rand von Motala im Ortsteil Borenshult. Hier im B&B habe ich ein eigenes kleines und sehr gemütliches Zimmer mit Bett und Schreibtisch, und das Bad ist direkt im Nebenraum. 


Auch hier bei ‚perenner på bakgarden‘ würde ein großer Teil meiner täglichen Arbeit draußen stattfinden, was ich persönlich super finde :) 

Im Garten um das Haus herum mähte ich den Rasen, goss stundenlang gefühlte hunderttausend Pflanzen, erntete viel verschiedenes Obst und Gemüse oder sammelte geschnittene Zweige von der Hecke auf. Außerdem durfte ich mehr oder weniger begeistert an Karins Liebe für ‚do it yourself‘ – Einrichtung teilhaben: 

aus zerrissener Bettwäsche wurden Vorhänge für Küchenschränke; und anderen, gebraucht gekauften Schränken durfte ich einen neuen Anstrich verpassen XD 

Neben der Arbeit, die aber bisher von Tag zu Tag weniger wurde, hatte ich sehr viel Zeit um zu Fuß, mit dem Fahrrad und sogar mit Karins Auto die Gegend zu erkunden. 

Die Stadt Motala liegt direkt am Vätternsee, welcher dreimal so groß wie der Bodensee ist. Gleichzeitig ist der See aber durch einen 190 Kilometer langen Kanal, den Göta Kanal, mit einem weiteren naheliegenden See verbunden: dem Borensee. 

An beiden Seen habe ich bereits viel Zeit  mit schwimmen, lesen und Sonnenuntergang anschauen verbracht – wer einmal schwedische Seen sieht und in ihnen schwimmt weiss, warum ich die Seen bei uns in der Region nicht als ‚Badeseen‘ akzeptiere ;) 


Die Stadt Motala an sich ist nicht so schön, deshalb habe ich bereits mehrere Ausflüge in andere Städte gemacht, die teilweise sehenswert waren und teilweise ein bisschen enttäuschend. Mein bisher bestes Ziel war die Stadt Berg, ebenfalls am Göta Kanal gelegen, zu der ich eine Radtour gemacht hatte. 

Obwohl die ehemalige Industriestadt Linköping wesentlich größer ist war ich ein bisschen enttäuscht und habe schlussendlich sogar den Ikea dort besucht, um meine Zeit möglichst sinnvoll zu verbringen :) 

Was aber alle Städte und Dörfer hier in der Gegend gemeinsam haben, und da ist Schweden um wirklich Welten fortschrittlicher als Deutschland: es gibt in jedem noch so kleinen Dorf richtig gut sortierte und ordentliche Second hand – Läden, ‚loppis‘ genannt. Dort habe ich bisher fast immer coole Dinge gefunden, 

obwohl ich eigentlich vernünftigerweise meinen Rucksack nicht noch weiter überladen sollte..... 


Grundsätzlich machte ich in den letzten zwölf Tagen hier wieder super viele neue Erfahrungen im Umgang mit anderen Menschen, im positiven sowie im negativen Sinne: Meine ‚Gastoma‘ hat mir von Anfang an sehr viel Freiraum gelassen, wann und was ich arbeite. Meine Aufgaben flexibel auszuführen und mir selbst meinen Tag zu planen, das schätze ich sehr wert! 

Ich habe von ihr Geld bekommen, um im Haus nicht vorrätige Lebensmittel zu kaufen und koche das meiste Essen sogar für mich selbst – und eventuell habe ich ja auch den ein oder anderen Kuchen gebacken, wer weiss das schon? ;) 


Karin hat mich auch dazu motiviert, hier die ganze Gegend zu erkunden, da sie sehr unternehmungsfreudig ist... schon am zweiten Abend in Motala hat sie mich in der Abenddämmerung über den städtischen Friedhof geführt, weil sie so begeistert ist von einigen ‚Dekorationen‘ dort.... :I .....  

Aber ich weiss ja, dass sie es die ganze Zeit nur gut mit mir meint :) 


Grundsätzlich freut sie sich sehr an mir als Person und einfach dass ich da bin, da sie sonst ziemlich alleine ist – ihr Mann ist vor knapp zwanzig Jahren verstorben und seitdem wohnt sie hier nur mit einem Hund und einer Katze. 

– Deshalb tue ich ihr den Gefallen und lasse mich auf ausgiebige Gespräche und Diskussionen ein, auch wenn ich innerlich manchmal am liebsten wegrennen würde... naja, man macht so seine Erfahrungen, aber eben nicht nur Positive: In Deutschland bin ich bisher nie solch einer Person begegnet, nun aber hatte ich die Freude auf einen hiesigen  Nachbarn zu treffen, der überzeugter Leugner der Corona Pandemie ist...nun ja, das kann ganz schön Nerven kosten, sich mit solchen Menschen zu ‚unterhalten’. 


Eine weitere bisher super positive Sache die ich regelmäßig erfahre ist die Offenheit für veganes Essen von fast allen Leuten, die ich treffe!

So wurde ich beispielsweise direkt bei meiner Ankunft mit veganem Käse im Kühlschrank begrüßt und als meine ‚Gastoma‘ aus ihrem Kurzurlaub zurückkam hat sie mir vegane Schoki mitgebracht :D 


Und das ist bisher auch schon alles, was ich von meinem Aufenthalt berichten kann. 

Allerdings bin ich noch genau eine Woche hier, bevor es dann für mich weiter zum nächsten Abenteuer geht! 

Also bleib‘ dran und schau immer wieder auf meinem Blog vorbei, dann siehst du wenn ich neue Posts oder Berichte verfasst habe! 

Danke mal wieder, dass du dich für meine Reise interessierst und immer wieder bereit bist über die Neuigkeiten zu lesen, die ich aus meinem leicht chaotischen Backpacker – Leben zu berichten habe :) 



Hej hej, hier folgt wie bereits angekündigt die Fortsetzung des Reports von meiner Zeit in Motala. 


In der letzten Woche musste ich immer weniger arbeiten, etwa vier Tage am Stück hatte ich sogar ganz frei... ! 

– so ist es eigentlich nicht gedacht, ich bin ja auch zum Arbeiten da, aber gegen kostenlosen Urlaub mit inklusiver Verpflegung habe ich natürlich auch nichts :p 


Wenn ich mal etwas gearbeitet habe, dann habe ich hauptsächlich geputzt: die über 40 Fenster des Hauses, die Toiletten, die Küche und auch das Innere von Karins Auto ;)

Doch auch ohne viel zu Arbeiten wusste ich immer, was ich mit meiner Zeit anfangen sollte:

Ich bin in den letzten Tagen viel Fahrrad gefahren, war beinahe jeden Tag im Vättern schwimmen, bei Temperaturen bei denen die Schweden sich nicht mal in Jacken an den Strand wagen, und habe weitere kleine Städte in der Umgebung erkundet.

Ich war beispielsweise in Vadstena, einem wirklich kleinen Dorf, das aber wegen seiner Klosteranlagen und einem Schloss so berühmt ist 

– sagen wir es so, ich hatte mehr erwartet... das größte Highlight an diesem Tag war der Falafel–Wrap, den ich bei einem Imbiss außerhalb der Stadt gegessen habe :D 


Außerdem habe ich der Stadt Motala noch eine weitere Chance gegeben und war nochmal in der Stadt unterwegs, nur dieses Mal bei wesentlich besserem Wetter. Das hat natürlich einen großen Unterschied gemacht und ich habe doch noch einige schöne Ecken, gerade im Hafen von Motala, gefunden :)


Mit meiner Gastoma war es in den letzten Tagen teilweise etwas anstrengend, da sie eine sehr konservative Einstellung hat und praktisch alle Dinge ablehnt, die mit einer moderne Lebensweise zu tun haben – gut dass sie gerade mich als 18–jährigen digitalen Nomaden bei sich hat.. :o


Trotz vieler teils auch hitziger Debatten über Rassismus und der leider relativ stark ausgeprägten Fremdenfeindlichkeit bei einigen älteren Schweden kamen wir an sich gut zurecht.

So haben wir an meinem zweitletzten Abend in ihrem B&B einige ihrer Freunde zum Essen eingeladen und ein vegan–vegetarisches Menü gekocht – das war auch wieder eine sehr spezielle Erfahrung!


Auch meine kulturelle Bildung kam nicht zu kurz: an meinem letzten Tag in der Stadt wurde ich zu einem Künstler eingeladen, der Kunstwerke aus BÜGELPERLEN macht – ehrlich gesagt haben mich seine Werke nicht umgehauen, aber er war wirklich super nett und ich habe gemerkt wie gut es war, nach über zwei Wochen mal wieder mit jemandem zu sprechen der jünger als 60 Jahre alt war..... :)

Am selben Tag erhielt ich außerdem eine Privatführung im städtischen Industriemuseum – die Stadt Motala hatte nämlich früher sehr viel Industrie, hauptsächlich wegen ihrer Lage direkt am Göta Kanal. Auch bekannte Marken wie beispielsweise Elektrolux stammen ursprünglich von hier, allerdings wurde der Großteil der Produktion inzwischen in andere Länder verlagert. 


Samstags, am 5. September, war es dann aber auch Zeit aufzubrechen und sich in ein neues Abendteuer zu stürzen. Bevor ich zum Bahnhof gebracht wurde bestaunte ich noch den lokalen Oldtimer–Treff, der ganz in der Nähe einmal im Monat stattfindet. Eigentlich finde ich persönlich Autos ziemlich uninteressant, aber hier in Schweden ist, wie ich nun erfahren durfte, der Besitz eines Oldtimers das Statussymbol Nummer 1 für ältere schwedische Männer. 


Gegen Mittag brachte mich Karin dann zurück zur Motala Centralstation, genau dort wo sich mich vor zweieinhalb Wochen abgeholt hatte. Mit gemischten Gefühlen verabschiedete ich mich von ihr, doch ehrlich gesagt habe ich mich auch ziemlich gefreut mich in ein neues Umfeld zu begeben und neue Gesichter kennen zu lernen ;) 

Trotzdem war ich gerührt, als sie sich zum Abschied sogar mit einem Geschenk bei mir  bedankte ;D


Inzwischen ist bereits sehr viel passiert, darunter sind einige positive Dinge, aber leider auch sehr viel Schreckliches, mit dem absolut niemand gerechnet hatte... 

Ich weiss noch nicht, in wiefern ich alle diese Dinge in meinem Blog aufbereiten werde, aber du wirst auf alle Fälle schon bald wieder von mir hören ;) 

Vielen Dank fürs‘ Lesen!