05.09.-19.09.2020
Hej hej, hier ist mal wieder ein Lebenszeichen von mir :)
Inzwischen ist einige Zeit vergangen, in der ich leider nicht die Kraft hatte sachlich zusammenfassen zu können, was in den letzten Wochen passiert ist...
aber nun der Reihe nach, sonst verwirre ich dich nur noch mehr :/
Nach einer nicht sehr langen Reise mit Bus und Zug etwas weiter in den Norden erreichte ich gegen späten Nachmittag die Stadt Norrköping. Dort wurde ich von einer netten jungen Frau abgeholt. Tekla ist eine 22 jährige Schwedin, die momentan die einzige Angestellte an meinem zukünftigen Wohn – und Arbeitsort ist.
Nach etwa zwanzig Kilometern mit dem Auto erreichten wir den ‚Sörsjöns Camping & Stugby‘, ein Campingplatz mitten auf einer Waldlichtung am See Sörsjön nahe dem Dort Åby. Meine zukünftige Behausung war ein Traum: ich zog in die ‚Vaffelstuga’ ein, eine schwedenrote Hütte in der Größe einer kleinen Alm in den Bergen
– und fühlte mich sofort super wohl!
Gleich darauf lernte ich auch den jetzigen Pächter des Platzes, Bernhard, kennen. Er ist Ende fünfzig, passionierter Raucher und Insektenliebhaber, und ist vor sechs Jahren aus der Schweiz ausgewandert. Auch wenn er vielleicht erst einmal nicht den Anschein erweckt ist Bernhard einer dieser Menschen, die man einfach nicht ‚nicht‘ mögen kann – und im Nachhinein kann es schon fast kein Zufall mehr gewesen sein, dass ich genau in dieser Zeit IHN kennenlernen durfte...
Die folgenden Stunden verbrachten wir bereits mit guten Gesprächen, super leckerem Essen und viel Humor ;)
– Und damit endete auch schon mein vorerst letzter Tag alleine auf meiner work and travel – Tour, denn morgen sollte meine beste Freundin Yolanda zu mir stoßen, relativ spontan, aber dafür mit umso mehr Vorfreude...!
Doch am nächsten Morgen kam alles ganz anders ...
– Ich möchte auf diesem Blog nicht zu sehr uns Detail gehen, allerdings hat dieser Schicksalsschlag doch maßgeblich meine Reise und auch mein Leben im Allgemeinen verändert, deshalb wäre es nicht richtig, das alles ganz zu verschweigen. Auf alle Fälle wurde ich am folgenden Morgen benachrichtigt, dass mein Opa komplett unerwartet verstorben ist.
Dadurch ist für mich, der er besonders nahe stand, eine Welt zusammengebrochen, und auch die meiner ganzen Familie.
Dementsprechend ging und geht es mir nicht gut und es wird noch lange dauern, bis ich das alles überhaupt realisiert habe... und genau in dieser Situation standen mir Bernhard und Tekla zur Seite, fingen mich auf und redeten mit mir, tauschten Erfahrungen aus und hörten mir einfach zu – obwohl ich sie noch nicht einmal vierundzwanzig Stunden kannte!!! Dafür werde ich ihnen ewig dankbar sein...
Als wir dann am Abend Yolanda am Bahnhof abholten war ich so froh, nicht mehr alleine zu sein... durch sie wurden die nächsten Tage erträglicher für mich und sie lenkte mich ab !)
In den folgenden Tagen lernten wir langsam einen Alltag kennen, der uns erst völlig fremd erschien, doch mit dem wir uns erstaunlich schnell anfreundeten:
Morgens frühstückten wir gegen 9 Uhr und waren damit die ‚frühen Vögel‘, wir putzten sehr viel und machten noch viel mehr Pausen – in welchen wir redeten, Kaffee tranken und alle Nikotinabhägigen rauchen konnten (ich darf das so sagen, das ist Bernhard‘s selbstgewählte Bezeichnung XD ).
Fast jeden Tag machten Yolanda und ich die ‚hh‘, eine Abkürzung für ,happy hour‘, was sich mit leicht sarkastischem Unterton auf das Putzen der Sanitäranlagen auf dem Platz bezieht.
Diese Arbeit hielt sich aber im Rahmen, da fast ausschließlich Dauercamper und keine Touristen mehr da waren, und es dementsprechend nicht so dreckig war. Neben der ‚hh‘ reinigten wir auch Saunen, Duschen, Küchenzubehör, Schuppen und sogar ein Auto – denn nach dieser Saison wird der Platz geschlossen und alle Räumlichkeiten müssen so hinterlassen werden, dass sie die nachfolgenden Pächter übernehmen können.
In unserer Freizeit, die einen Großteil unseres Tages ausmachte, machten wir ausgiebige Spaziergänge im Wald um Heidelbeeren zu sammeln, badeten im eiskalten See, machten zu Viert Filmabende und waren im benachbarten Hochseilgarten klettern:)
– und dann war da noch das Quadfahren... darin haben wir Beide eine neue Leidenschaft entdeckt :) Ursprünglich als Arbeitsgefährt gedacht drehten wir eventuell auch die eine oder andere Extrarunde damit ;D
Außerdem suchten wir leider vergeblich zu den absurdesten Tageszeiten, meistens im Schlafanzug, mitten im Wald nach Elchen :0
Einen Tag lang haben wir Norrköping unsicher gemacht; mal wieder in der Zivilisation zu sein tat auch ganz gut!
Am Samstag, also nach einer knappen vollen Woche in Åby, machte ich mich auf den Weg zurück in die Heimat. Zum Einen, um meiner Familie Beistand zu leisten, zum Anderen aufgrund der bevorstehenden Beerdigung. Wie erwartet waren diese Tage sehr verwirrend, stressig und emotional, auch weil ich nicht geplant hatte, so früh wieder zu Hause zu sein.
Doch dabei sollte es nicht bleiben: Ich hatte entschieden, meine Reise fortzusetzen, in meinem eigenen Interesse und vermutlich auch in dem meines Opas ...
... also ging es am darauffolgenden Donnerstag wieder zurück nach Stockholm, und von dort aus über Norrköping zum Campingplatz.
Inzwischen war noch ein weiterer Volontär angereist, der aus Belgien kam und auch sehr nett war. Alle zusammen brachten wir Sachen vom Campingplatz teils auf dem Recyclinghof, teils in ein gemietetes Lager – und kochten sehr gutes veganfreundliches Essen :p
Nach diesem für Yolanda und mich letzten Tag dort packten wir am Samstag Morgen unsere Sachen, frühstückten ein letztes Mal Müsli mit XXL–Hagelslag (holländische Schokostreusel :) und mussten uns dann verabschieden. Ich weiss es nicht sicher aber ich glaube, das war bisher mit Abstand der schwerste Abschied auf meiner Reise – wir alle sind in den letzten 1,5 – 2 Wochen eine richtige kleine Familie geworden.... ;(
Andererseits werden wir alle in Kontakt bleiben und wer weiss, ob wir uns nicht irgendwann mal wieder treffen :)
Schon einige Stunden später fuhren wir mit dem Zug weiter nach Stockholm, wo das nächste Abenteuer auf uns wartete, noch bevor wir unsere nachfolgende Arbeitsstelle ansteuerten...
Und das war es auch schon wieder – doch ich verspreche, dass der nächste Post nicht so lange auf sich warten lässt ;) Danke fürs Lesen!
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